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Begriffe rund um die StuckkunstAuf dieser Seite möchten wir Sie über Materialien, Formen und spezielle Bezeichnungen in Zusammenhang mit Gips in der Baukunst informieren. Gesims Gesims (Sims), vortretende Platten an Außenwänden, horizontales Gliederungselement. Es ist zur Wasserabweisung z. T. unterschnitten (Kaff-Gesims). Das Kranz-Gesims am Dachansatz ist häufig von Friesen begleitet. Das gekröpfte Gesims ist um vorspringende Bauteile (Wandvorlagen) herumgeführt.
Gips Gips [semitisch-griechisch-lateinisch], Bezeichnung für das natürlich vorkommende Dihydrat des Calciumsulfats, CaSO4-2H2O sowie für die durch Erhitzen daraus hervorgehenden, teilweise oder ganz dehydratisierten Formen, die im Baugewerbe wegen ihrer Fähigkeit, durch Wasseraufnahme wieder in das Dihydrat überzugehen und dabei zu erhärten (abzubinden), als Bindemittel verwendet werden. Bei Erhitzen des Dihydrats auf etwa 110°C entsteht gebrannter Gips (Halbhydrat, CaSO4-1/2H2O), bei 130 bis 160°C Stuck-Gips (Gemisch aus viel Halbhydrat und wenig Anhydrit, CaSO4). Der beim Erhitzen auf über 650°C entstehende Anhydrit kann mit Wasser nicht mehr erhärten, er ist totgebrannt. Beim Brennen bei 800 bis 1000°C entsteht Estrich-Gips, der mit Wasser sehr langsam abbindet. Oberhalb von 1200°C wird Schwefeltrioxid abgespalten, es entsteht eine feste Lösung von CaO in CaSO4, die mit Wasser zu Mörtel oder Bau-Gips erhärtet. Mischt man diesen mit Sand, entsteht ein Luftmörtel (Gipsmörtel), beim Mischen mit Wasser und Kies entsteht Gipsbeton. Gips wird zur Herstellung von Fertigteilen, Zement, Mineralfarben, Papier- und Schreibkreide, zur Produktion von Schwefelsäure und Ammoniumsulfat und als Düngemittel verwendet.
Kapitell Kapitell [lateinisch], der oberste Teil (Kopf) bei Säulen, Pfeilern, Pilastern als Zwischenglied zwischen Stütze und Last. Kapitelle sind u. a. schon in der altindischen sowie der assyrischen und persischen Kunst bekannt. Bei den Griechen sind zu unterscheiden: dorisches Kapitell (mit Wulst [Echinus] und Deckplatte [Abakus]), ionisches Kapitell (Voluten-Kapitell) und korinthisches Kapitell (Akanthus-Kapitell), aus denen die Römer das Komposit-Kapitell bildeten. In der byzantinischen Kunst Kämpfer-, Korb-, Trapez-, Falten-Kapitell, im frühen Mittelalter Würfel-Kapitell und Figuren-Kapitell (Romanik), in der gotischen Baukunst Kelch-, Kelchblock-, Knospen- und Blattkapitell. Renaissance und Barock bezogen sich im wesentlichen auf die antiken Kapitelle und veränderten sie stilistisch.
Kartusche Kartusche [italienisch-französisch], 1) Ägyptologie: die ovale Umrahmung der Königsnamen in altägyptischen Hieroglypheninschriften. 2) Kunst: Schild mit reich dekoriertem Rahmen (zur Aufnahme von Inschriften, Initialen, Wappen); besonders als architektonisches Ziermotiv.
Konsole Konsole [französisch], 1) Bauwesen: aus der Mauer hervortretendes tragendes Element aus Holz oder Stein (Kragstein), Auflage für Architekturteile, z. B. Bögen, Gesimse aber auch Figuren. 2) Innenarchitektur: tischartiges Kleinmöbel mit zwei Beinen, das an der Wand befestigt wird.
Pilaster Pilaster [lateinisch-italienisch-französisch], flach aus der Wand heraustretender Wandpfeiler zur Wandgliederung, meist wie eine Säule unterteilt (römische Baukunst, Renaissance und Barock).
Plinthe Plinthe [griechisch-lateinisch], Sockel, [Fuß]platte unter Säulen, Pfeilern oder Statuen.
Putte Putte [lateinisch-italienisch; "Knäblein"], Figur eines kleinen nackten Knaben [mit Flügeln], Kinderengel (besonders in den Werken der Barockkunst).
Relief Relief [lateinisch-französisch], Gattung der Bildhauerkunst, die an eine Hintergrundfläche gebunden ist. Je nach Höhe unterscheidet man Flach-, Halb- und Hochrelief. An altmesopotamischen und ägyptischen Bauten reihen sich Reliefs in dichter Folge. Die griechische Tempelbaukunst bindet sie an die Metopen (dorische Tempel) und an den Fries (ionische Tempel). Phidias gilt als Schöpfer des klassischen griechischen Reliefs mit virtuos angewandter Verkürzung, Schrägstellung und Staffelung (Parthenon, um 440 v. Chr.), weitergeführt in der hellenistischen Plastik (Pergamonaltar). In der römische Kunst wurden Triumphbögen, Sarkophage und Säulen (Trajanssäule) mit Reliefs verziert, auch Elfenbeinarbeiten; fortgesetzt in der frühchristlichen Kunst in zunehmend flachem und statuarischem Stil. Im frühen Mittelalter Goldschmiedearbeiten, Bronzetüren (bernwardinische Kunst) und Grabplatten (Anfänge im 11. Jahrhunderts), seit dem 12. Jahrhundert an Tympanon (u. a. Vézelay, Chartres, Straßburg), Kapitell und Taufbecken, seit dem 13. Jahrhundert auch an den Chorschranken (Naumburger Lettner) und Kanzeln (A. und N. Pisano). L. Ghiberti und Donatello entwickelten im 15. Jahrhundert das malerische Relief, bei dem die Hintergrundfläche perspektivisch aufgelöst erscheint. Die malerischen Tendenzen verstärken sich in der Barockzeit. In der Moderne haben zahlreiche Bilder, Collagen und Objekte (Materialmontagen, Assemblagen) Reliefcharakter.
Rocaille Rocaille [ro'ka:j; französisch] (Muschelwerk), meist asymmetrisch rahmendes Ornament in ausschwingenden Muschelformen, Dekorationselement des Rokoko.
Säule Säule, über kreisförmigem Grundriß stehende senkrechte Stütze im Steinbau, die sich nach oben verjüngt. Gelegentlich auch ohne tragende Funktion (römischen Triumphsäule). Sie besteht im allgemeinen aus Basis, Schaft und Kapitell. Die Basis besteht meist aus einer quadratischen Platte (Plinthe) und einem wulstartigen oberen Teil. Der Säulenschaft kann zusätzlich mit senkrechten Rillen (Kanneluren) versehen sein. Griechische Säulen haben eine leichte Schwellung des Schafts (Entasis). In der ägyptischen Kunst bilden Säulen Pflanzen nach (Papyrus, Lotos, Palmen). Neben der freistehenden Säule gibt es die Halb- oder Dreiviertel-Säulen in Verbindung mit einer Wand. Ursprünglich trugen Säulen ein gerades Gebälk, seit der Römerzeit auch Wände über Bogenstellungen.
Stuck Stuck [italienisch], Gemisch aus Stuckgips, Kalk, Sand und Wasser, das sich feucht leicht formen läßt und nach dem Abbinden sehr hart wird.
Stuckarbeiten In Ägypten und Kreta überzog man Ziegelwände mit Stuck und bemalte ihn. Bei griechischen Tempeln diente er der Verbesserung der Detailformen. Die Römer schätzten Stuck, der in Vorderasien weiter tradiert wurde (Ktesiphon) und in der ganzen islamischen Welt Verbreitung fand (Alhambra in Granada). In der Renaissance wurde die antike Stuck-Technik zuerst in Italien, dann in Frankreich und Deutschland aufgegriffen; im Barock war der Stuck unentbehrlich für die Gestaltung von Innenräumen: im 17. Jahrhundert schwere, stets weiße Fruchtgehänge, Girlanden, Putten oder Trophäen; im 18. Jahrhundert farbig gefaßt und flacher gearbeitet (Bandelwerk, Rocaille). In Süddeutschland erlebten die Stukkaturen ihre letzte große Blüte (Wessobrunner Schule).
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